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Ausgabe 19. Juli 2023

Wärmepumpen verstehen:

Es gibt nicht nur Luftwärmepumpen. Wichtige Aspekte für eine richtige Systemwahl. Was geht in der Bestandsimmobilie? Wirtschaftlichkeit durch Effizienz. Ich machs (anders).

 

Teil I

Ich will sie haben – die Wärmepumpe. Die Rolle als Klimaschänder gefällt mir nicht. Wer die nötigen finanziellen Mittel hat, sollte sich der besonderen Verantwortung für den Stopp der Klimazerstörung bewusst werden. Bezüglich meiner Recherchen, Erfahrungen und Tipps zu Wärmepumpen können Sie profitieren. Im Kulturforum Arte in Havixbeck (Sandsteinmuseum) ist eine Vortragsreihe geplant. Der Autor behandelt Chancen und Fehleinschätzungen – ohne einen geschäftsmäßigen Hintergrund. Doch wer jetzt lieber schnell noch sein Geld zum Schornstein hinauswerfen möchte, sollte nicht weiterlesen und seine alte Öl- oder Gasheizung schnell noch erneuern. Wer so handelt, hat sich aus Unkenntnis der Sachlage gewaltig verrechnet:

1200 bis 1500 Euro – pro Monat

Die Beheizung eines Einfamilienhauses mit Gas oder Öl wird im Jahr 2030 voraussichtlich zwischen 1200 € und 1500 € kosten – monatlich! (Quelle: MZ 31.5.2023, Volker Brockmans, Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft, DKS in der Bauausschusssitzung der Gemeinde Metelen). Und in der Talkshow von Lanz erfahren wir am 01.06.2023: Die von der EU vorgegebene CO₂ – Bepreisung von zurzeit 30 € wird bis 2026 auf ca. 65 € verdoppelt werden…

Wenn der Gaul tot ist, steig ab!

Der Zahlpreis für meine im Bau befindliche Wärmepumpe inklusiv Installation beträgt vergleichsweise 16.800 € - einmalig.

Beim Verkauf meines Hauses wird sich meine Investition noch einmal positiv auf die Verkaufschancen und den Erlös auswirken. Außerdem werden Ersparnisse nicht von der Inflation und damit verbundenen Preissteigerungen aufgefressen. Die BAFA – Förderung von bis zu 40 % wird evtl. überhöhte Preise (wegen hoher Nachfrage) reichlich ausgleichen. Im Januar 2023 wurde von der beauftragten Firma für Klima und Wärmetechnik der Antrag auf Förderung gestellt und nach ca. 8 Wochen erhielten wir einen positiven Bescheid. Die Fertigstellung der kompletten Anlage ist für Ende September vorgesehen. Bezogen auf die Wetterdaten vom Winter 2022/2023 hätten die Heizkosten rein rechnerisch zwischen 800 und 1200 € betragen – für das ganze Jahr.

Vertrauen ist gut – Fachkunde ist besser.

Voraussetzung für meine Entscheidung war eine langfristige Orientierung, gewissenhafte Recherchen, eine fachkundige Auswahl des Anlagentyps und die für das Münsterland guten hydrogeologischen Voraussetzungen. Es ist davon auszugehen, dass meine Bestandsimmobilie von 1978 selbst bei tiefen Minusgraden (Wetterextremereignisse) warm bleiben wird. Für jede eingespeiste kWh Strom wird es 4 kWh Heizleistung geben. Bei einer Firma für Klima – und Wärmetechnik gibt es die Möglichkeit beim Bau einer Wärmepumpe einige Komponenten zu modifizieren. So wird einer der beiden (!) Kompressoren bei einem Stromausfall weiterlaufen können. Mit einer eingeschränkten Heizleistung kann sichergestellt werden, dass weder das Gerät noch Gebäudeleitungen einfrieren und gewaltige Schäden entstehen. In unserem Beitrag zur Notstromversorgung (Kapitel „Vorsorge“) wird beschrieben, wie man mit der Hilfe eines Autos, einem notstromfähigen Wechselrichter, einer Inselanlage oder kraftstoffbetriebenen Stromaggregat sich vorsorglich schützen kann. Ein Doppelkompressor hat außerdem den Vorteil, dass die Wärmepumpe in drei Wärmeleistungsstufen arbeitet.

(A,B, A + B). In einem warmen Winter arbeitet z.B. nur der kleinste Kompressor bei einem optimalen Wirkungsgrad. Sie sehen, wie komplex das Thema ist. Es gibt technische Lösungen, die anders sind und es gibt vielfältige Lösungen für unterschiedliche Voraussetzungen. Das gilt auch für Bestandsimmobilien ohne Fußbodenheizung.

Bleiben Sie neugierig!

Wärmepumpen verstehen

Die Technik einer Wärmepumpe nutzen wir schon über viele Jahrzehnte. Sie besitzen einen Kühlschrank, eine Gefriertruhe, einen Luftentfeuchter, eine Autoklimaanlage? Alle diese Geräte arbeiten nach dem Prinzip einer Wärmepumpe. Sie funktionieren zu ihrer vollen Zufriedenheit. Wollen Sie etwa darauf verzichten?

Bei diesen Geräten nutzen Sie den Kälteeffekt. Bei einer Wärmepumpe nutzen Sie den immer gleichzeitig vorhanden Wärmeeffekt: Auf der Rückseite der Kältegeräte befindet sich ein Rohrgitter, das beim Betrieb Wärme abgibt.

Und war da nicht noch etwas wie eine wunderbare Energievermehrung?

Wie lassen sich aus 1 Kilowatt Strom 2 bis 5 Kilowatt Wärme erzeugen? Sie kennen das aus Ihrem Alltag: Wenn sie mit Ihrer Fahrradpumpe richtig Druck aufbauen, wird das Zylinderrohr warm. Bei einer Wärmepumpe macht ein Kompressormotor diese Arbeit. Er verdichtet ein spezielles Kältemittel in einem geschlossenen Kreislauf, sodass es mal gasförmig oder flüssig wird. An den Stellen, wo der Wechsel stattfindet, entsteht Kälte oder Wärme. Eine Wärmepumpe entzieht der Natur (Luft, Erde oder Wasser) ein paar Grad Wärme. Sie steigert die Temperatur, bis sie zum Heizen reicht. Genial, wenn Sie den Strom fast gratis von der Sonne oder dem Wind beziehen.

Sonne bewegt alles – Feuer war gestern

Vergessen wir bitte nicht die indirekten Vorteile: Alternativ müssten wir Uran, Kohle, Öl, Gas, Wasserstoff, Pellets usw. mit politischen Zugeständnissen von anderen Staaten kaufen – und dies zu einem immer höheren Preis. Die Schäden durch unsere Klimazerstörung sind dabei noch gar nicht eingepreist. Die Versicherungsbranche geht z.B. davon aus, dass die Gebäudeversicherungen sich in 10 Jahren verdoppeln werden. Damit die Verbraucher ihre Heizkosten 2022 überhaupt noch bezahlen konnten, ist der Staat mit 200 Milliarden Euro (!) eingesprungen. Aber was ist das für ein Unterschied, wenn nicht wir, sondern der Staat pleitegeht? Wir können es uns gar nicht leisten, die Naturenergie nicht zu nutzen oder wollen wir monatelang dafür in Zukunft arbeiten? Und mal ganz ehrlich: Verursachen wir nicht Klimaschäden in Milliardenhöhe, machen Teile der Erde mit über 50 Grad unbewohnbar und entziehen damit unzähligen Menschen das Recht auf Leben?

 

Machs anders!

 

Die Vermeidung einer weiteren Klimazerstörung liegt in einem alles überragendem öffentlichen Interesse.

 

Fachchinesisch muss sein: COP, SCOP, JAZ

Nehmen wir mal an, Sie wollen einen Gefrierschrank kaufen. Worauf achten Sie als kritischer Verbraucher? Es ist das bunte Engergielabel mit den Hinweisen zum Jahresenergieverbrauch. Es liegt an Ihnen: Will ich einen einmalig billigen Preis oder zukünftig Jahr für Jahr geringere Stromkosten? Der Stromverbrauchswert wird nach einheitlichen Standards (Laborwert) ermittelt und ermöglicht es Ihnen, die verschiedenen Geräte verschiedener Marken zu vergleichen. Der reale Stromverbrauch Ihres Gerätes kann jedoch in Ihrem Haushalt trotzdem völlig vom angegebenen Laborwert abweichen. Ursache hierfür sind individuelle, externe Faktoren:

  • Wie oft öffne ich die Türe?

  • Wie warm ist die Umgebung?

  • Bestücke ich das Gerät mit gefrorener Ware?

  • Friere ich die Ware selber ein?

  • Wie oft wechsele ich den Inhalt?

Ihr eigenes Verhalten bestimmt, wie stark die wirklichen Stromkosten für ein Jahr abweichen. Bei der Anschaffung einer Wärmepumpe müssen wir ähnliche Aspekte in Betracht ziehen. Der im Labor ermittelte und vergleichbare Stromverbrauchswert wird mit einer Leistungszahl COP (Coefficient of Performance) dargestellt. Je höher diese Leistungszahl ist, desto effizienter ist diese Wärmepumpe. Die Leistungszahl COP erhalte ich, indem ich die Wärmeleistung der Wärmepumpe durch die dafür benötigte elektrische Leistung teile.

Beispiel:

20 000 kWh/Jahr Wärmenergie, die bei einem Stromverbrauch von 5000 kWh/Jahr entsteht, entspricht einem COP von 4

(Ein S COP-Wert berücksichtigt noch eine elektrische Zusatzheizung.)

Bei den technischen Angaben zu einer Wärmepumpenanlage finden wir auch das Kürzel JAZ (Jahresarbeitszahl). In diesem Wert für die Effizienz der Wärmepumpenanlage fließen auch die individuellen und externen Faktoren mit ein. Auch dabei geht es um das Verhältnis von der erzeugten Wärmeenergie und die dafür eingesetzte Elektroenergie. Dieser Wert hängt von externen Faktoren und den Jahreszeiten ab. (Gebäudedaten, Dusch- und Heizgewohnheiten, Fußbodenheizung oder Radiatoren, Wärmepumpensysteme (Luft, Erde, Wasser) und Außentemperaturen lassen sich nicht exakt ermitteln und führen zu Schwankungsbreiten im Strombedarf.

  • Wie gut ist die Isolierung des Gebäudes, einschließlich Fenster?

  • Wie oft öffne ich die Fenster und Türen?

  • Welche Temperaturen erwarte ich in unterschiedlichen Räumen?

  • Wie groß ist der Energiebedarf fürs Duschen oder Baden?

  • Wie hoch sind die Temperaturen in meiner Region?

  • Welche Energie stellen mir Luft, Erde, Wasser zur Verfügung?

  • Was leisten die Wärmeüberträger (Flächenheizung/Radiatoren)?

  • Wie viel Strom (Hilfsenergien) verbrauchen Wasserpumpen, Heizstäbe, Steuerungen?

Diese vielen Aspekte machen es unmöglich, die JAZ exakt im Vorfeld zu garantieren. Es geht auch nicht nur um Technik, sondern auch um Ihre Bereitschaft vernünftig mit Energie umzugehen und noch offene Option zu nutzen. Fachwissen zahlt sich hier aus und trägt dazu bei, die Wirtschaftlichkeit richtig einzuschätzen. Ein (geprüfter) Energieexperte ist ratsam. Und wer noch Zeit hat, Interesse und Lesekompetenz besitzt, dem möchte ich das Buch „Wärmepumpen“ von der Stiftung Warentest, empfehlen.

 

Je größer die Leistungszahl, je wirtschaftlicher der Betrieb.

 

In der Natur (Luft, Erde, Wasser) steckt Energie

Ein wichtiger Faktor für eine bessere Leistungszahl ist die Temperatur und der Energieinhalt des gewählten Mediums, das uns die Natur grenzenlos zur Verfügung stellt (Luft, Erde, Wasser).

Bei dem Medium Luft müssen der Wärmepumpe große Mengen zugeführt werden. Um eine Kilowatt/Std. Heizleistung zu erzeugen, benötigt man 500-700 Kubikmeter Luft in einer Stunde. Luft hat ein geringes Gewicht, eine geringe Dichte und es lässt sich nur wenig Energie daraus entnehmen. Die Luftwärmepumpen sollen der Luft Wärme entziehen. Der Nachteil ist leider, dass dies ausgerechnet geschieht, wenn im Winter die Luft kalt ist und wir dann besonders viel Heizwärme brauchen! Bei einer Außentemperatur von unter minus 7 Grad zieht die Wärmepumpe so viel Strom, dass es besser wäre direkt mit einem Elektroradiator oder Strahler zu heizen. Die Leistungszahl beträgt dann 1. Das wird teuer, denn ein Kilowatt Gas ist billiger als ein Kilowatt Strom. Wenn wir von Wetterextremereignisse ausgehen, frage ich mich, was eine Luftwärmepumpe bei z.B. minus 20 Grad an Wärmeleistung bringt. Bei Wasserwärmepumpen braucht man sich auf derartige negative Effekte nicht vorzubereiten. Diese Systeme punkten damit, dass Erdreich und Grundwasser relativ konstante Temperaturen aufweisen, bei ca. plus 10 Grad liegen und insbesondere Wasser eine hohe Dichte besitzt. Grundwasser befindet sich in vielen (flachen) Landesteilen schon in einer Tiefe von 2 bis 6 Metern. Wasserwärmepumpen gewinnen es aus einem Brunnen, entziehen 3 - 4 Grad (Kelvin) und leiten es 15 Meter weiter etwas kälter in einen Schluckbrunnen. Das funktioniert auch bei Wind aus Sibirien.

Solewärmepumpen benötigen teure und tiefe Bohrlöcher. Darin befinden sich Rohre. Das umgebende Erdreich gibt die Temperatur an die zirkulierende Sole in diesen Rohren weiter.

Im Gegensatz zur Wasserwärmepumpe kühlt sich die Umgebung des Bohrlochs im Laufe des Winters mehr und mehr ab.

Erdkollektoren können auch horizontal in größeren Gärten verlegt werden. Sie müssen frostfrei und möglichst tief im Erdreich verlegt werden. Die benötigten Flächen sollten mindestens die 3-fache Größe der zu beheizenden Wohnfläche betragen. Sie darf nicht überbaut oder versiegelt werden. Bei einer bestehenden Gartenanlage und dem Wunsch nach Schatten- und Sauerstoff spendenden Bäumen ist solch ein System kaum geeignet.

Fazit: Die Wärmepumpensysteme weisen also erhebliche Unterschiede auf. Der Trend vorwiegend Luftwärmepumpen zu verkaufen, sollte nicht dazu verführen, sich die Entscheidung leicht zu machen. Wenn z.B. eine Wasserwärmepumpe mit 10 Grad warmen Wasser versorgt wird, besteht auch die Möglichkeit sehr hohe Vorlauftemperaturen für eine Radiatorenheizung in Bestandsgebäuden zu erzeugen. Zu behaupten, dass Wärmepumpen grundsätzlich nur mit einer Fußbodenheizung betrieben werden können, gehört mit zur Verunsicherungstaktik interessierter Kreise.

 

Willst du zur Quelle, schwimm nicht mit dem Strom!

Wir haben uns eindeutig für eine Wasserwärmepumpe entschieden. Hinsichtlich der vielfältigen Entscheidungskriterien gehen wir später in einem zweiten Beitrag ausführlich darauf ein. Wichtig dabei war uns eine Jahresarbeitszahl, die vergleichsweise im oberen Bereich der verschiedenen Systeme liegt. Auch der Zahlpreis sollte unter zwanzigtausend Euro liegen. Die jährlichen Heizkosten (Strom) sollen unter den Kosten für die alte Gasheizung liegen und zukünftig nicht ins unbezahlbare steigen. Außerdem können wir Strom selber produzieren – Gas jedoch nicht. Eine größere Energieunabhängigkeit und Klimaschutz stellen einen bedeutenden Wert dar.

Wärmepumpen in Altbauten – geht das?

Im Rahmen meiner Recherchen besuche ich einen Altbau aus den 50-iger Jahren. Das verklinkerte Einfamilienhaus hat noch eine einfache Doppelverglasung. Der Eigentümer führt mich ins Wohnzimmer. In den Fensternischen sind noch alte Heizkörper. Schnell stelle ich fest, hier ist es viel zu warm. Im Keller steht eine Wasserwärmepumpe. Sie ist nicht größer als eine Waschmaschine. Sie ist mit der bestehenden Hauswasserbrunnenversorgung verbunden. Ein zweites Rohr leitet das gewonnene Wasser gleich wieder zurück in einen 2. Brunnen (Schluckbrunnen). Es wird also gar kein Wasser verbraucht sondern nur die darin enthaltene Wärme genutzt. Ist also die Behauptung, dass Wärmepumpen in Altbauten nicht funktionieren, ein interessenorientierter Mythos? Leidet der ganze Diskurs unter einer Undifferenzierteren Betrachtungsweise in dieser sehr komplexen Angelegenheit? Jeder Anwendungsbereich ist anders und muss individuell betrachtet werden. An Beratern gibt es keinen Mangel, aber unabhängige, geprüfte Experten muss man erst suchen.

Wichtige Aspekte sind:

  • Welches Wärmepumpensystem brauche ich für die erforderliche Heizleistung?

  • Welche Effizienz und Zuverlässigkeit hat das System?

  • Welche Bedingungen (Wärmebedarf) liegen vor (Fenster, Dach-, Wände-, Deckenisolierung)?

  • Welche Maßnahmen führe ich zuerst aus und bringen den größten Effekt?

  • Was kann ich zuerst finanzieren?

  • Habe ich einen passenden Gesamtplan, den ich nach und nach erfülle?

Die Vielfalt dieser Aspekte sollte jeden klarmachen, dass nur ein neidischer Blick auf das Haus des Nachbarn nicht wirklich zielführend ist. Wer Weiterbildung verweigert, ist in einer neuen Zeit nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Er geht erhebliche Risiken ein. Im folgenden Kapiteln werden die wichtigsten Positionen und negativen Aspekte bei unterschiedlichen Systemen kritisch betrachtet – frei von Gewinnerzielungsabsichten.

Luftwärmepumpen im Systemvergleich

Der Anteil der Luftwärmepumpen gegenüber Erd- und Wasserwärmepumpen beträgt zurzeit 87 %. Das sollte jedoch nicht das einzige Kriterium einer Kaufentscheidung sein und erinnert an den Werbeslogan „Die meistverkaufte Matratze in Deutschland“. Die Empfehlung zu einer Luftwärmepumpe hört sich überzeugend an:

In Eigenleistung ein kleines Fundament anlegen, Gerät daraufstellen, Kabel anschließen und Rohrverbindungen mit der Heizungsanlage durch den bekannten Installateur verbinden. Fehlt in Bestandsgebäuden die Fußbodenheizung, versuchen wir es mit besseren Radiatoren. Schlussendlich kann man noch die Fenster austauschen, das Dach, die Decken und Wände zusätzlich isolieren. Es ließe sich ja auch einen kleinen Gasofen (wieder) einbauen und alte Häuser haben ja auch einen Kamin. Überhaupt, die Winter würden ja immer wärmer und ihr Nachbar hat ja auch schon eine Luftwärmepumpe…

Wenn man sich auf einen Blindflug einlässt, landet man oft nicht da, wo man hin will. Die Besonderheit einer Luftwärmepumpe besteht darin, dass die Temperatur der Energiequelle Luft im Wechsel der Jahreszeiten stark schwankt.

 

Im Sommerbetrieb ist die Temperatur der Außenluft sehr hoch. Um die Vorlauftemperatur für die Heizkörper oder Fußbodenheizung zu erreichen, braucht man nur wenig elektrische Energie. Der Temperaturhub ist sehr gering. Doch was nützt das, wenn wir im Sommer gar nicht heizen? Je nach Duschgewohnheiten ließe sich die verfügbare Wärme noch für die Heißtrinkwasserversorgung nutzen. Stellt man hohe Anforderung an die Hygiene, wird man das Wasser noch durch einen Elektroheizstab auf mindestens 60 Grad erhöhen müssen. Viel besser wäre es also für den sommerlichen Energiebedarf Solarthermiekolletoren zu nutzen. Mit einem entsprechenden Speicher wird man auch in den Übergangszeiten preiswert mit Energie versorgt. Die elektrische Zirkulierpumpe benötigt nur 10-15 Watt und schont Ihre Stromrechnung. Noch ein Tipp: Setzen Sie die Kollektoren aufs Garagendach. Dort sind sie gut erreichbar und man hat alles unter Kontrolle. Im Winter können Sie die Kollektoren leicht vom Schnee befreien.

Dieses Beispiel macht deutlich, wie wichtig es ist einen Überblick zu haben und einen Gesamtplan zu entwickeln, den man Stück für Stück umsetzt. Man sollte auch nicht übersehen, dass eine Luftwärmepumpe sehr, sehr viel Luft braucht. Geräusche sind daher unvermeidlich. Sitzen Sie gerne abends im Garten oder schlafen Sie bei offenem Fenster? Bei kleineren Grundstücken (z.B. Reihenhäuser) könnte auch der Nachbar gestört werden.

 

Die Luftwärmepumpe kann zwar im Sommerbetrieb viel Heizwärme mit wenig Strom erzeugen – der Nutzen ist jedoch gering

Im Winterbetrieb kann eine Luftwärmepumpe in Bezug auf Klimaschäden nur dann punkten, wenn sie mit Naturstrom betrieben wird. Wirtschaftlich ist sie den anderen Varianten aber unterlegen. Dies gilt besonders für Bestandsimmobilien. Der COP – Wert ist vergleichsweise schlecht. Ausgerechnet wenn wir in kalten Jahreszeiten eine erhöhte Heizleistung benötigen, ist das Medium Luft – aus der wir sie gewinnen wollen – sehr kalt. Der Temperaturhub zwischen Außenluft und Heizungsvorlauftemperaturen ist dann am größten.

Schon bei Minus 5 bis Minus 7 Grad kalter Außenluft entsteht bei einer Luftwärmepumpe nur noch die Heizleistung aus dem Strom, den sie für ihren Betrieb braucht. Da sie an ihren Grenzen arbeitet, kann das sehr viel sein. Dem Energieentzug sind also Grenzen gesetzt und wir nähern uns den Gefahren von Frostschäden, wenn nicht eine sichere Stromzufuhr weiter gewährleistet ist. Was aber passiert mit unserem Stromnetz, wenn bei Minustemperaturen die Heizleistungen unzähliger Wärmepumpen dann nur durch Elektrizität generiert wird… Bei einer niedrigen Leistungszahl 1 bringt ein kW Strom auch nur 1 kW Heizleistung. Dann könnte man genauso die Immobilie mit Elektroradiatoren beheizen. Der nächste kalte Winter wird es zeigen.

Stromausfälle sind zukünftig nicht auszuschließen. Was bedeutet das für eine im Außenbereich aufgestellte Luftwärmepumpe? Die Heizkreise werden mit Wasser betrieben. Friert die Luftwärmepumpe ein, kann das zum Totalschaden führen. Es gibt technische Lösungen, dass das Gerät automatisch entleert wird. Es ist kaum anzunehmen, dass in solch einem Fall tausende Handwerker bereitstehen, das Wasser abzulassen und Rohre auszublasen… Schlecht, ist es, wenn man gerade im Winterurlaub ist.

 

Dass die Luftwärmepumpen allen klimatischen Wetterextremereignissen ausgesetzt sind, sollte nicht unterschätzt werden.

Schließlich hängt es alleine von der Windrichtung ab, ob Wetterextremereignisse in unseren Breiten entstehen. Wenn uns im Sommer der Wind aus dem Süden Temperaturen von über 40 Grad bescheren, braucht man eigentlich nicht viel Fantasie, um einzuschätzen, welche sibirische Kälte uns erreichen wird, wenn im Winter der Wind aus dem Osten bläst. (Schneewinter 1978/79 in Norddeutschland, mit über 300 Toten). Fassen wir also zusammen: Der Temperaturhub zwischen Außenluft und Heizwasservorlauf schwankt nicht nur stark, sondern ist im entscheidenden Zeitraum (Winter) extrem groß. Die Jahresarbeitszahl ist im Systemvergleich sehr niedrig und die Wirtschaftlichkeit nicht planbar und Konflikt behaftet. Daraus entsteht die weitverbreitete Ansicht, dass im Altimmobilien eine Wärmepumpe nicht geeignet sei oder immense Zusatzkosten für weiter energetische Umbaumaßnahmen entstehen. Wir müssen uns also unbedingt mehr auch anderen Systemen (Erde, Wasser) zuwenden, wenn wir zu einer tragfähigen Lösung kommen wollen.

Außerdem sollte man versicherungsrelevante Fragen klären. Da das teure Gerät in der Regel im Außenbereich steht, werden auch Fälle von Diebstahl bekannt. Auf jeden Fall die Luftwärmepumpe fest mit dem Boden oder der Wand verankern! Wir können in unseren Beiträgen nur auf die wichtigsten und oft noch unbekannten Aspekte hinweisen.

Alle Aspekte zu behandeln, lässt ein kurzer Beitrag zum Einstieg in die Thematik nicht zu. Wir empfehlen ausdrücklich das Fachbuch „Wärmepumpen“ der Stiftung Warentest. Es hat auch uns sehr geholfen, die Dinge richtig einzuordnen.

Im nächsten Kapitel zum Systemvergleich geht es um die Nutzung von Erdwärme (Wärmekollektoren, und Soleanlagen mit Tiefbohrungen). Zuletzt berichten wir über das von uns gewählte System Wasserwärmepumpe (Planung, Durchführung, Ergebnis). Im Kulturforum Arte e.V. in Havixbeck finden Sie zudem Vorträge und Diskussionsveranstaltungen statt.

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