FEUER - HERD - OFEN

 

Geschichte(n) der Energieeffizienz

Nach Auffassung des Verfassers sind die noch wenig vorhandenen Belegexemplare zum Thema Feuer-Herd-Ofen schutzwürdig. Es besteht die Gefahr, dass die letzten Öfen und Herde bei Gebrauch in absehbarem Zeitraum „verheizt“ werden. Auch bei unsachgerechter Lagerung unterliegen sie einem fortschreitenden Zerstörungsprozess, denn sie sind empfindliche Objekte aus Metall. Außerdem ist Guss sehr zerbrechlich.

Die folgenden Gesichtspunkte belegen den hohen Rang dieser Kulturgüter in Bezug auf eine nationale Bedeutung.

  • Feuerstätten sind eine unverzichtbare Grundvoraussetzung für eine uneingeschränkte Besiedelung nördlicher Breiten. Wir können den klimatischen Bedingungen nicht wie Zugvögel folgen. Feuerstätten sind von elementarer Bedeutung – für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.
  • Ein Haus ohne Ofen ist wie ein Leib ohne Seele… Ohne Beheizung erfüllt ein Haus nicht seinen Zweck. Haus und Ofen sind untrennbar und damit ist beides schützenswert (Denkmal).
  • Ohne das Kochen und Garen wären die meisten Nahrungsmittel nicht genießbar. Es gäbe nicht einmal Brot.
  • Die früher außergewöhnliche Bedeutung von Öfen wird durch ihren Preis belegt: Anfang des 16. Jahrhunderts kosteten sie so viel wie ein Häuschen oder ein kleiner Flügelaltar mit Schnitzfiguren und Gemälden (Hentschel, Eisenkunstguss S. 10). Öfen übertrafen den Preis für das Inventar eines Wohnraums.
  • Vor dem Zeitalter des Automobils zählten Öfen und Kochmaschinen zu den bedeutendsten Objekten industrieller Produktion in Bezug auf Wohnen und Ernähren.
  • Alleine die millionenfache Herstellung belegt die außergewöhnliche Bedeutung und steht im krassen Gegensatz zu den noch wenig vorhandenen Belegexemplaren.
  • Die Entwicklungsstufen im Gebrauch des Feuers (zündende Ideen und Innovationen) waren Ursache für bedeutsame soziokulturelle Fortschritte, die bis in unsere Zeit wirken.
  • Die Auswirkungen einer lebensbedrohlichen Brennstoffverknappung wurde durch die Erfindung und Weiterentwicklung kamingebundener, geschlossener Feuerstätten entgegengewirkt.
  • Ökologische Schäden ganzer Landschaftsräume wurden durch die Einführung von speziellen Holzsparöfen (bis zu 90 % Wirkungsgrad) vermindert. Mit ihnen wurde das Holz der Kopfbäume und Holzreste genutzt, ohne Bäume zu zerstören.
  • Die technische Weiterentwicklung historischer Öfen und Herde ist wichtiger Beleg für ein intensives Streben nach Energieeffizienz unserer Vorfahren. Durch die Nutzung von Rauchgaswärme entstanden – im Gegensatz zu modischen Spaßöfen – hocheffiziente und schadstoffarme Sparöfen und Sparherde (Brennwerttechnik für Festheizstoffe).
  • Geschlossene Feuerstätten wirkten sich verbessernd auf die Hygiene und Gesundheit aus.
  • Mit Einführung geschlossener Feuerstätten entfiel die unverzichtbare Bewachung des offenen Feuers. Dies ermöglichte erst die architektonische Gliederung des Wohnbereichs in mehrere Räume. Die Möglichkeit einer gleichzeitigen Beheizung durch mehrere Öfen und Herde (ohne ständige Aufsicht) erlaubte die individuelle und differenzierte Nutzung mehrerer Räume.
  • Die Unterteilung von Wohnraum in unterschiedliche Funktionen (z. B. Küche) veränderte auch die Funktion und Stellung der „Hausfrau“.
  • Technische Innovationen bei Öfen und Maschinen zum Kochen ermöglichten jetzt wirtschaftliches Handeln. Dies gehörte zum „täglichen Geschäft“ der „Hauswirtschafterin“.
  • Über 3 000 geförderte Museen (Wind- und Wassermühlen) dokumentieren in Deutschland alleine die Bedeutung der Verarbeitung des Getreides als elementarer Bereich der Ernährung. Nicht eine Hand voll Ausstellungen beschäftigen sich mit der Kultur des Heizens als elementarer Bereich zu Sicherung unseres Überlebens.
  • Bestehende Sammlungen entbehren meist als private Einrichtungen jede staatliche Unterstützung und wissenschaftliche Begleitung. Sie sind zudem oft im Bestand gefährdet.
  • Die wenigen bestehenden Sammlungen und Museen haben ein Merkmal: Sie sind meistens fixiert auf einen einzigen thematischen Aspekt, wie zum Beispiel: standortbezogene Produktion (Firmengeschichte), Ofentyp (z. B. Kachelofen), Dekor (schöne Öfen), kommerzielle Aspekte (Werbung, Handel, Tourismus etc.), Depot (ohne fachkundigen Hintergrund) und Sammlung mit dem Fokus auf zahlenmäßige Größe.
  • Kaum mehr als eine Hand voll Museen und Sammlungen sind zudem über ganz Deutschland verteilt. Dieser besondere Umstand schwächt die fachliche und allgemeine Kenntnis über die Bedeutung von Feuerstätten. So kommt es immer wieder zur Aussage von Kulturbeauftragten und Besuchern: „Das haben wir noch nicht gesehen…“
  • Öfen und Herde sind selten geworden. Die Zerstörungen in Kriegszeiten und Materialsammlungen für die Rüstungsindustrie führten dazu, dass die Spuren einer vergangenen Heizungskultur fast gänzlich vernichtet wurden.
  • Öfen, Herde und sonstige Brennstellen sind im Allgemeinen heute negativ besetzt. Viele Funde waren rostig, schmutzig, schwer, im Aufbau kompliziert und hochempfindlich. Ohne die selten gewordenen Fachkenntnisse führen ein Zerlegen und der Wiederaufbau in der Regel zu einer Zerstörung statt zu einer Rettung.
  • Auch mit der Einführung von Zentralheizungsanlagen außerhalb des Wohnbereichs änderte sich die positive Wahrnehmung zu diesem wichtigen Einrichtungsgegenstand. Mit ihm verband sich zuletzt nur Rückständigkeit, Not, Mühsal, Schmutz und Rauch. Die letzten noch vorhandenen Erinnerungen an Nachkriegsöfen im Zweckdesign lösen wahrlich keine Begeisterung mehr aus. Alle diese Faktoren blockieren noch heute eine wertschätzende und angemessene Auseinandersetzung mit einem Gegenstand, der bereits mehrere hundert Jahre vor der Erfindung des Automobils deutsche Industriegeschichte geschrieben hat. Die Versäumnisse auf diesem Gebiet sollten nicht dazu führen, dass wir uns auch in Zukunft diesem wichtigen Thema verschließen.
  • Neben der elementaren Bedeutung hatten Kunstgussöfen eine hohe repräsentative Bedeutung und geben mit ihren bildlichen Darstellungen in einer bildarmen Zeit Einblicke in den Zeitgeist. Sie verraten auch Vorlieben der jeweiligen Besitzer.

Wenn wir historische Öfen wieder aufwerten wollen, müssen wir dies nicht nur mit den Augen,
sondern auch mit dem Verstand tun.

Und was ist es, was die Besucher der Ausstellung so fasziniert?

Es ist die Entdeckung, mit welchem Erfindungsgeist unsere Vorfahren die Energieeffizienz gesteigert haben, welche Bedeutung dem zugemessen wurde und wie dies das Tagesgeschehen bestimmte. Außerdem beweisen historische Holzsparöfen und Herde wie effizient und umweltfreundlich die neumodischen Öfen und Herde sein könnten, wenn man sich nur auf Vergangenes zurückbesinnen würde. Es gilt also dringend zu klären, welchen Stellenwert heute die Kulturgeschichte des Heizens wieder besitzt und ob Öfen und Herde und die darin verborgenen Erkenntnisse schützenswert, d. h. von nationaler Bedeutung, sind.

Wie gehen Politik und die mit Kultur befassten Stellen in anderen Bereichen vor, wenn es um den Schutz von Kulturgütern geht?

Aktuell wird z. B. über die drohende Abwanderung von Kunstobjekten heftig diskutiert. Es geht um Bilder des Casinobetreibers Westspiel und der Kunst- und Musiksammlung der ehemaligen West LB. Die knapp 400 Werke sind von Künstlern internationaler Herkunft. Einzelne Objekte erreichten bereits mehrstellige Millionenbeträge, weil sie zum dekorativen Bereich gehören und ein Markt hierfür existiert. Ausgestellt in staatlich finanzierten Museen werden die Exponate museabel – was noch einmal die Preise befeuert. Es ist ein zirkulärer Prozess, angetrieben von Spekulationen und monetären Gesichtspunkten. Eine dynamische Spirale, an deren Ende ein „Kulturgut von nationaler Bedeutung“ steht und Initiativen von Vertretern aus Politik, Kultur und Wirtschaft auslöst. Nun stellt sich eine Frage:

Wird die Bedeutung eines Kulturgutes über den Marktpreis
oder über den Wert für die Menschheit festgelegt?

In oben geschilderten Fällen geht es nicht um Verlust oder Zerstörung, sondern lediglich um die Gefahr einer Abwanderung ins Ausland. Auch haben diese Kunstobjekte keine Bedeutung aus elementarer und existenzieller Sicht.

In ganz anderem Licht ist die Schutzwürdigkeit von z. B. Baudenkmälern, Landschaftsräumen und Natur zu sehen. Diese Bereiche sind in der Regel nicht durch Spekulationen privater Investoren gesichert. Fehlt hier ein aktiver Schutz vor Verfall und Zerstörung, sind diese Schätze unwiederbringlich verloren. Ähnlich wie bei dem Bildungsauftrag steht hier der Staat in der Pflicht, denn es gelten keine Marktgesetze, die den Bestand nachhaltig sichern würden.

Nicht nur wir Zeitgenossen, sondern auch nachfolgende Generationen haben ein Recht auf dieses Erbe. Bei der Frage nach der Schutzwürdigkeit und der gemeinschaftlichen Verantwortung dürfen wir uns nicht von spekulativen und monetären Aspekten blenden lassen. Es geht nicht alleine um den Preis, sondern um den Wert. Nur so werden wir der Sache gerecht.

Während ein ausgeprägtes Verständnis für Künste (Musik, Malerei etc.) nur einem kleinen Teil der Gesellschaft zuzuordnen ist, gibt es durchaus schutzwürdige Bereiche, die eine breite Bevölkerung ansprechen und von fast allen Menschen nachvollzogen werden können.

In diesem Zusammenhang erinnere ich auch z. B. an die einzigartige Spielzeugsammlung von Frau Katharina Engels in Rothenburg ob der Tauber. Dem Museum gingen die Besucher aus, weil der Ort derartig kommerzialisiert wird, dass für kulturelle Bildung keine Zeit mehr bleibt. Da dieser Sammlung keine Bedeutung zuerkannt wurde, d. h. die Unterstützung fehlte, wurde sie zerlegt, versteigert und unwiederbringlich aufgelöst.

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
Aristoteles

Eine tiefe, unterbewusste Wertschätzung gegenüber historischen Kulturgütern zeigen uns unsere Gefühle, wenn wir z. B. gezwungen werden mitanzusehen, wie aktuell Ausgrabungsstätten und Kulturdenkmäler unwiederbringlich zerstört werden.

Irgendwann werden die Nachfolgegenerationen fragen, was wir ihnen aus zurückliegenden Epochen und unserer schnelllebigen Zeit hinterlassen haben oder an sie weitergereicht haben. Mit dem Verlust der dann wertvollen Belege wird auch die Achtung für große Leistungen schwinden. Viele Museen können heute nur noch auf Texte und Abbildungen zurückgreifen, weil ihnen die Exponate fehlen. Um Dinge zu verstehen, müssen wir sie jedoch be-greifen und er-fassen können.

Das Thema Feuer ist z. B. sehr gut geeignet, um die sprichwörtlich „gute alte Zeit“ zu entzaubern. An den Objekten lässt sich noch Vieles entdecken.

Nicht nur die Objekte, sondern auch die Geschichte(n) ist Faszination.

Um diesen Schatz zu heben, brauchen wir eine fachwissenschaftliche Aufarbeitung und geschultes Personal. Wer sich auf die Thematik einlässt, entdeckt, wie sehr das tägliche Leben zielstrebig für ein wirtschaftliches Handeln organisiert wurde und der Erfindungsgeist dem Volkswohl diente.

Auch heute könnten wir wieder daraus lernen: Viele der technischen Raffinessen und Praktiken sind nicht mehr verfügbar oder in Vergessenheit geraten. Der globale Verteilungskampf um Energie, die Beschleunigung der Klimaveränderung durch Verschwendung zwingen zu Neuentwicklungen. Ein großes Potential liegt darin, sich darauf zurückzubesinnen, wie vergleichbare Situationen früher gemeistert wurden.

Eine einzigartige Sammlung, die nicht Asche, sondern Glut bewahrt.

Betrachten wir die geringe Zahl der noch erhaltenen Exponate und die geringe Museumsdichte, werden die eklatanten Versäumnisse in Bezug auf diese Kulturgüter deutlich. Eine Vernachlässigung des Schutzes und Bewahrung dieser Objekte kommt in letzter Konsequenz einer Zerstörung gleich. Als Sammler war uns dies stets bewusst und Antrieb, die letzten Belegexemplare durch Erwerb zu schützen.

Die historischen Exponate der Sammlung Hoffmeister wurden schließlich schon durch viele Generationen vor Verfall, Zerstörung oder Verlust bewahrt. Fast jedes Stück ist mittlerweile ein Unikat und damit ein unersetzlicher Teil des Gedächtnisses unserer eigenen Kulturgeschichte. Haben wir nicht die Pflicht, diese Zeugen der Vergangenheit auch nachfolgenden Generationen zu erhalten?

Hierzu brauchen wir Unterstützung auf allen Ebenen! Der Bestand dieser Sammlung muss jetzt im Sinne des Gemeinwohls nachhaltig gesichert werden.

Finden sich keine Unterstützer, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Verlust als national bedeutsam herausstellen wird.

Was muss kurzfristig geschehen?

Unter den aktuell gegebenen Umständen ist ein nachhaltiger Bestand der Sammlung Hoffmeister gefährdet.

Vertreter aus Politik, Kultur, Tourismus, Regionalplanung und Wirtschaft müssen sich mit der Sammlung befassen. Sie müssen Stellung beziehen können, ob diese einzigartigen Kulturgüter in ihrer Vielfalt und Zusammenstellung für das Bundesland und die Bundesrepublik von Bedeutung sind.

Besteht ein öffentliches Interesse?