Das Heizen mit modischen Komfortöfen belastet zunehmend Natur und Umwelt. Historische Holzsparöfen hingegen schützen Natur, Klime und Ressourcen. Sie nutzen statt Spaltholz (das heißt gesunde Bäume) nur Reste Zweige oder Äste. Welche negativen Auswirkungen wird der zunehmende Betrieb modischer Öfen auf unsere Umwelt haben?
Mit der millionenfachen Einführung von modischen Kaminöfen ist ein stark zunehmender Verbrauch von Holz verbunden. Der fast ausschließliche Gebrauch von Spaltholz (Bäume) als Energieholz in diesem Ausmaß führt zu unschätzbaren Fehlentwicklungen: Betroffen sind die offene Landschaft, eine nachhaltige Waldwirtschaft, der Naturschutz, das Klima, der Energiemarkt und das Gemeinwohl. Alternativ hierzu ermöglicht der historische Holzsparofen einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Energiestoff Holz. Mit seinen speziellen Konstruktionsmerkmalen erfährt dieser alte 0fentyp heute wieder eine beachtenswerte Bedeutung:
- Verwertung weitgehend noch ungenutzter Brennstoffressourcen (Äste, Zweige, Reste) möglich,
- maximal erzielbare Effizienz durch eine besondere Rauchgaswärmenutzung (2—teiliger Brennwertofen für Feststeffe),
- Verzicht auf Spaltholz und der damit verbundenen Vernichtung von Bäumen der offenen Landschaft, der Gärten und Wälder.
Historische Holzsparöfen sind anders als die heute marktüblichen Komfort- oder Spaßöfen. Die alten Spezialöfen (Sparöfen) wurden vor gut 200 Jahren aus ökonomischen Gründen entwickelt. Außerdem waren große Teile Deutschlands durch Energiehunger bereits völlig von Bäumen befreit. Heute erfahren Holzsparöfen eine völlig neue und erweiterte Bedeutung unter den verschiedenen Aspekten, die der Verfasser mit diesem Beitrag verdeutlichen möchte. Mit dem verlorenen Wissen und guten Erfahrungen mit diesen Öfen sind auch die Chancen für Naturschutz in Vergessenheit geraten. Die Genialität historischer Holzsparöfen besteht darin, mit geringen Brennholzmengen (Äste, Zweige, Reste) ähnliche Heizleistungen zu erzielen, wie sie gängige Feuerstätten nur erzielen, wenn sie Spaltholz (Bäume) verwenden (müssen). Holzsparöfen nutzen im hohen Maß zusätzlich die Rauchgaswärme und verkörpern damit die frühe Idee einer Brennwerttechnik für Festbrennstoffe. Als 2-teilige Öfen gliedern sich Holzsparöfen sichtbar in eine (kleine) Brennkammer und (große) Rauchgaszüge. Weitere technische Hinweise sind den Fachbeiträgen der Homepage des Verfassers www.feuerstaettenmuseum.de de zu entnehmen.
Der wassergeführte Kaminofen, den ich 1979 kaufte, war einer der ersten Modelle und schien vorbildlich. Er sollte neben der großen Solaranlage, zusätzlicher Wärmeisolierung und anderen Maßnahmen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Jedoch schon ein halbes Jahr später verließ dieses Metallmonster wieder unser Haus.
Was war geschehen? Ich bestellte bei einem Landwirt 10 m3 Holz und verbrachte es kübelweise ins Wohnzimmer. Sehr bald wurde mir aber bewusst, dass ich mit meinem Geld die Voraussetzung geschaffen hatte, Obstbäume zu verfeuern. Ich gestattete es mir, darüber selbstkritisch nachzudenken...
Heute verfeuere ich Äste, Zweige, Reste in einem historischen Holzsparofen. Um kostenlosen Nachschub bei Krisenzeiten und Stromausfall brauche ich mir keine Sorgen machen. Meine Begeisterung gipfelte im Sammeln und Bewahren historischer Öfen zum Thema Energieeffizienz. Der Erfindungsgeist unserer Vorfahren eröffnet Chancen für den Umwelt- und Klimaschutz, setzt aber voraus, dass wir in der Lage sind, Grenzen unseres Denkens zu durchbrechen.
Forderung: Die Wiedereinführung eines Holzsparofens im ländlichen Raum zum Schutz der Umwelt und des Klimas
Das Potential der Holzsparöfen besteht darin, Baumfällungen zwecks Spaltholzgewinnung zu vermeiden. Die energetische Nutzung (Heizzwecke) von Holz steigt stark an. Etwa die Hälfte der Ressource wird bereits verbrannt und damit anderen Formen einer Nutzung (Konstruktionsholz, Möbel, Papier usw.) entzogen. Der steigende Nutzungsdruck gefährdet nicht nur die nachhaltige Pflege der (geschützten!) Wälder, sondern verändert bereits deutlich die offene (ungeschützte) Landschaft. Die unregulierte Entnahme von Laub-, Nadel- und besonders Obstbäumen als Ganzbaum geht schleichend voran. Eventuelle Krisenzeiten und jeder Anstieg der Energiepreise erhöhen die Bereitschaft Bäume zu verheizen, da moderne Komfortöfen fast ausschließlich mit Spaltholz befeuert werden müssen und Kohle als Brennstoff ungeeignet ist. Holzsparöfen, die effizient Äste, Zweige, Reste - d. h. kein Spaltholz und damit nicht zwingend Bäume verheizen, könnten dieser Entwicklung entgegenwirken.
Die Abkehr von Spaltholzverbrennung zugunsten einer Rückbesinnung auf den Nutzen von Ästen, Zweigen, Resten bietet vielfältige Chancen zu folgenden Umweltaspekten:
- Naturschutz
- Begünstigung von Naturschutzzielen im Offenland und in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung,
- Erhalt der biologischen Vielfalt der Landschaftsräume durch die Bewahrung seltener Lebensräume und Artengesellschaften,
- Erhalt biologischer Dynamik und Artenvielfalt,
- Erhalt von Alleebäumen, Landmarkenbäumen, Trittsteinen, Obstbäumen und Biotopbaumanwärtern,
- positive Sekundäreffekte in Bezug auf die Vogelwelt, Sekundäreffekte in Bezug auf Insekten, insbesondere Bienen als drittwichtigste Nutztierart‚
- Sekundäreffekte in Bezug auf andere Baumbewohner und Nutzer,
- Nutzeffekte in Bezug auf Fruchtbarkeit und Ernteerträge,
- Sekundäreffekte in Bezug auf Unterbewuchs und Spezialisierung
- Aspekte bezüglich der Losbindung und Vermeidung von Erosion.
- Klima
- Erhalt des Kleinklimas im Baumbereich,
- Beschattung und Temperaturausgleich,
- Energieabsorption (Umwandlung), Erderwärmung und Reflexion,
- Luftfeuchte und Verdunstungseffekte,
- Windschutz und Herabsetzung von Windgeschwindigkeit,
- Staubbindung und Reduktion von Kristallisationskernen,
- Produktion von Sauerstoff,
- Bindung von C02,
- Reduzierung von Feinstaubbelastungen über eine Verminderung offener Feuer in der Landschaft zum Zweck der Entsorgung von „nutzlosen“ Holzresten und Missbrauch der Osterfeuer.
- Wasserhaushalt
- Aufnahme von Niederschlagswasser,
- Regulierung des Wasserhaushaltes,
- Beitrag zum nitratarmen Trinkwasservorkommen,
- Schutz der Bäche, Flüsse und Seen vor Belastungen durch Erosion.
- Energieeffizienz
- Statt kurzer energetischer Nutzung eine nachhaltige, langlebige stoffliche (Kaskaden-) Nutzung,
- der Austausch von Stahl, Alu und Kunststoffen durch den Baustoff Holz erspart große Mengen CO2 (produktionsbedingt),
- ungenutzte Äste, Zweige, Reste ersetzen klimaschädigende Ersatzbrennstoffe (Kohle, Öl, Gas etc.),
- Nutzung und Wertschöpfung vor Ort stärkt das regionale Profil,
- Vermeidung zusätzlicher Energie für lange Transportwege und Zerkleinern,
- Vermeidung von Umwandlungsverlusten und Energietransport bei der z. B. Stromerzeugung.
- Gemeinwohl
- Erhalt der Bäume als Bioindikatoren (Warnung vor Umweltgefahren),
- Erhalt und Schonung der naturnahen offenen Landschaft und des Waldes als Daseinsvorsorge,
- Bewahrung der Grundlage für Erholung und Tourismus,
- Bewahrung der Voraussetzungen für Erlebnispädagogik,
- Möglichkeit zu einer regionalen Wertschöpfung durch die Aufwertung von „Äste, Zweige, Reste“,
- Schaffung von Dauerarbeitsplätzen im unteren Lohnbereich und Beschäftigungsmaßnahmen,
- Innovationsschub im Bereich Kaminbau mit weitreichenden Folgen,
- Risikomanagement: Brennstoff ist auch in Krisenzeiten und bei Transportproblemen reichlich und kostenlos verfügbar,
- Holzsparöfen ermöglichen einkommensschwachen Familien Sparpotenziale,
- Holzsammeln ermöglicht die Erfahrbarkeit sinnvoller Tätigkeit und Selbstwirksamkeit.
Mit jedem Stück Spaltholz fördern wir den Verlust von Bäumen - oft ohne Kenntnis, welche Folgen das hat. Und wer sich nur auf eine ökonomische Betrachtungsweise einlässt, der sollte einen Hinweis der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe (MZ 01.12.2001) zur Kenntnis nehmen: Der Geldwert der Leistungen, den ein Gartenbaum jährlich bringt, beträgt ca. 750,00 €. Die volkskundliche Sammlung Hoffmeister zur Geschichte der Energieeffizienz (Feuer, Herd, Ofen) mit ca. 150 historischen Öfen wäre geeignet, sehr anschauliche Kompetenzen zu vermitteln und das Verbraucherverhalten positiv zu beeinflussen und dem Kaminbau Impulse zu geben.
Eine inhaltliche und‚ interdisziplinäre Auseinandersetzung und eine nachhaltige Unterstützung dieses Kulturschatzes auf verschiedenen Ebenen wären sehr wünschenswert.