Mit der Verlagerung des offenen Feuers in eine geschlossene Brennkammer mit regelbarer Zuluft und Rauchabgang (Pottofen, Herd) ließ sich das Feuer sparsamer regeln. Zum Regulieren der Kochtemperatur musste die Hausfrau jetzt die Dreibeintöpfe nicht mehr seitlich versetzen oder die Töpfe am Hal anheben und absenken. Auch die Position der Kochstellen in Tischhöhe ohne Rauch war komfortabel, sparte körperliche Energien und schonte die Gesundheit.
Folgende technische Weiterentwicklungen führten zu einer besseren Ausnutzung der Brennmaterialien:
- Mit Einführung des Pottofens oder des Herdes mit Anschluss an einen Kamin erhöhte sich die Raumlufttemperatur. Die erzeugte Warmluft zog nicht mehr in den großen offenen Kamin fort. Der Brennstoffbedarf verringerte sich erheblich.
- Der zylindrische Pottofen mit nur einer Kochstelle (Eintopf) wurde zum Ofen mit Kochtrommel weiter entwickelt. Die heißen Rauchgase strömten nicht mehr ungenutzt in den Kamin, sondern heizten nun mehrere nachgeschaltete Kochstellen (Zweiblatt- Kleeblattöfen).
- Der Einbau senkrechter und waagerechter Rauchzüge in schrankähnlichen Kochaufsätzen mit ″Kochkacheln“ vergrößerten die Ofenoberfläche. Sie sorgten für eine optimale Wärmeabstrahlung und einen Wärmeaustausch von Rauchgasen zur Raumluft.
- Der Abschluss der Fächer zwischen den Rauchzügen mit Türchen erhöhte die Temperatur in den Kochkacheln, in denen gekocht oder erwärmt wurde.
- Mitte 19. Jahrhundert wurde die tischförmige Kochmaschine aus Eisen mit der Rauchgasnutzung zur unterschiedlichen Erwärmung mehrerer Kochstellen entwickelt.
- Die Einbeziehung eines Backfaches in die Rauchgasführung erweiterte die Nutzungsmöglichkeit einer einzigen Feuerstelle.
- Die Nutzung des kleinen Backfaches statt des massiven, steinernen Backhauses erlaubte eine bessere Ausnutzung und Auswahl der Brennstoffe. Die Rauchgasnutzung, eine gute Regulierbarkeit und die Nutzung der Wärmeabgabe des Herdes für die Beheizung der Küche war ein beachtlicher Schritt zur Brennstoffersparnis und Energienutzung. Die Ernährungskultur veränderte sich.
- Der Einbau eines Wasserschiffs in die Rauchgasführung bewirkte, dass die ungenutzte Energie, die zwischen den Kochvorgängen vorhanden war, in Form vorgeheizten Wassers gespeichert und genutzt werden konnte. Der Bedarf an heißem Wasser war sehr groß.
- Die Entwicklung zu möglichst kleinen Brennkammern optimierte eine sparsame Verbrennung. Der Wärmeübergang verbesserte sich und wurde auf eine bestimmte Stelle konzentriert. Die höhere Temperatur in nicht zu großer Brennkammer führte zu einer vollständigen, d.h. schadstoff- und rußarmeren Verbrennung.
- Durch eine Umstellung von Winter- auf Sommerbetrieb (Kochen + Heizen oder nur Kochen), bei der das Feuerrost angehoben werden konnte, ließ sich die Brennkammer anpassen.
- Fehlte ein verstellbares Feuerrost, konnte dieser Mangel durch spezielle Kochtöpfe ausgeglichen werden, deren Böden weit in den Brennraum hineinreichten (Sackkessel). Bei nur kleinem Feuer (Sommerbetrieb) wurde so der Abstand vom Kochtopf zur Glut verringert. Außerdem war die eingehängte Topffläche, die die Hitze aufnehmen konnte, größer.
- Viereckige Wasserkessel, die über die Feuerraumtüre in die Brennkammer hineinragten, erfüllten ähnliche Zwecke.
- Im Sommerbetrieb wurden oft die Kochherde stillgelegt. Spiritus-, Petrolium-, Benzin- oder Gaskocher wurden eingesetzt, damit sich die Küchen nicht unnötig erwärmten.
- Kombinationsherde verfügten über Kochstellen, die mit Festbrennstoffen (Holz und Kohle) und alternativ auch mit Gas betrieben wurden.
- Herde mit Wassertaschen und Rohrverbindungen zu Radiatoren ersparten Öfen in Nebenräumen. Sie nutzten auch die Wärme zwischen den Kochvorgängen.
- Kochherde wurden mit einem hinteren und einem oberen Ofenrohranschluss ausgestattet. Bei ausreichendem Zug im Kamin nutzte man den oberen Rauchausgangsstutzen in Verbindung mit einem möglichst langen Ofenrohr (Energiegewinn), das zusätzlich waagerecht verlegt wurde.
- Eine besondere Form des verlängerten Ofenrohres ist die Anbaukochtrommel. Dieses oben abgeflachte Verbindungsrohr zwischen Ofen und Kamin ermöglichte es, dort das Kochgeschirr abzustellen und durch Rauchgase zu erwärmen. Diese Apparatur fand häufig bei Not- oder Armeleutöfen nachträgliche Verwendung. Es war möglicherweise die Vorlage für den ″Platte bois″.
- Notöfen ermöglichten durch ihre Konstruktionsmerkmale einen minimalen Brennstoffverbrauch.
- Unterzugöfen ermöglichten es, die Restwärme der Rauchgase in Verbindung mit der stillgelegten Kochmaschine fast 100 % zu nutzen. Der Rauch wurde nach unten in die Kochmaschine geleitet, erwärmte diese und gelangte erst dann in den Kamin.
- Mit der Einführung von Gasherden in Städten konnten Energieverluste durch Nachwärme und Gluthalten vermindert werden.
- Wasserkessel für Gas hatten an der Unterseite Wärmerippensysteme, die den Wärmeübergang von der Flamme zum Wasser optimierten.
- Turmkochtöpfe nutzten die im Wasserdampf gespeicherte Energie etagenweise optimal aus und ersparten die gleichzeitige Nutzung mehrerer Kochstellen.
- Dampfdruckkochtöpfe beschleunigten durch den Überdruck das Garen.
- Wasserkessel wurden an den Ausgüssen mit Verschlussmechanismen ausgestattet. Metallplättchen oder Steine verhinderten das Entweichen der sich entwickelnden Wärme über dem Wasser, bevor es kochte.
- Der Flötenkessel signalisierte den Zeitpunkt, an dem ein Weiterkochen nicht mehr sinnvoll war.
Denkanstoß:
Warum verbraucht der Gasherd nur 1/3 der Primärenergie, die ein Elektroherd verbraucht?
Fazit:
Technische Entwicklungen führten dazu, dass die Hausfrau im Haus wirtschaftlich arbeiten konnte (Hauswirtschafterin). Auf diesem Weg war die Kochmaschine revolutionär. Unzählige Belege zeigen uns in der Ausstellung, welche Stellung das Energiesparen früher hatte. Es gehörte zum ″täglichen Geschäft″.